Exkursion zum alten Wasserwerk Friedrichshagen




Im Wasserwerk Friedrichshagen existieren noch die dampfbetriebenen Pumpen, mit denen früher das Wasser zur Aufbereitung zunächst aus dem Müggelsee, später dann aus Tiefbrunnen gefördert wurde. Im Juni 2013 hatten wir die Gelegenheit, an einer Sonderführung durch das Museum im alten Wasserwerk (Müggelseedamm 307, 12587 Berlin) und insbesondere durch die Maschinenhalle teilzunehmen.

Wasserwerk Berlin-Friedrichshagen: Maschinenhaus am Müggelsee

Südlich des Müggelseedamms, direkt am Müggelsee liegt das Schöpfmaschinenhaus des Wasserwerks, das einzige der ursprünglich 6 Maschinenhäuser, das als Teil des Museums öffentlich zugänglich ist. Die zugehörigen Dampfkessel waren in Kesselhäusern nördlich des Müggelseedamms untergebracht; eine räumliche Trennung zwischen Kessel- und Maschinenhaus war in Preußen vorgeschrieben.



Wasserwerk Berlin-Friedrichshagen: Maschinenhalle

Im Schöpfmaschinenhaus sind 3 Dampfpumpen zu besichtigen. Über die Herkunft der Maschinen gibt es unterschiedliche Angaben (Borsig oder Berliner Maschinenbau-Aktiengesellschaft, vormals L. Schwartzkopff), was sich eventuell aus den mehrfachen Erweiterungen, Umbauten und Modernisierungen erklärt. Bei den erhaltenen Maschinen handelt es sich um stehende Zweizylinder-Verbundmaschinen mit 2 Expansionsstufen, Ventilsteuerung und einer Leistung von 85 PS bei einer Drehzahl von 40 1/min. Die Kolbendurchmesser betragen 400 mm bei der ersten Stufe und 620 mm bei der zweiten Stufe, bei einem Hub von 800 mm. Die Nennförderleistung betrug pro Maschine 1500 Kubikmeter Wasser pro Stunde.



Wasserwerk Berlin-Friedrichshagen: Details der Dampfmaschinen

Die Maschinen sind optisch sehr gut erhalten; sie sind zwar nicht mehr mit Dampf betriebsfähig, eine von ihnen kann aber per Elektromotor noch in Bewegung gesetzt werden und vermittelt so ein einen Eindruck des früheren Betriebes. Im Gegensatz dazu ist von den Kesselanlagen nichts erhalten. Auch die Umgebung der Maschinen im Museum ist liebevoll gestaltet und vermittelt einen Eindruck, wie das Haus im laufenden Betrieb ausgesehen haben mag.



Wasserwerk Berlin-Friedrichshagen: Schwungrad

Die Gesamtkapazität des Wasserwerks lag zunächst bei 86.400 Kubikmetern pro Tag, sie wurde später auf bis zu 320.000 Kubikmeter ausgebaut. Kurz nach der Inbetriebnahme des Wasserwerks Friedrichshagen am 28.10.1893 wurde das inzwischen 40 Jahre alte Wasserwerk am Stralauer Tor stillgelegt.



Wasserwerk Berlin-Friedrichshagen: Gebäudedetails

Auch architektonisch ist das von Richard Schultze entworfene alte Wasserwerk ein Kleinod. Aus Kostengründen im „märkisch-gotischen Backsteinstil“ aus Ziegeln gebaut (die heutzutage ein Vermögen kosten, wenn sie ersetzt werden müssen), wurde es sowohl als Gesamtanlage als auch im Detail liebevoll geplant und gestaltet. Fast jede der mehr als 300 Außentüren hat individuelle, einzigartige Beschläge. Verantwortlich für die Gesamtplanung war der englische Ingenieur Henry Gill, der bereits die zwei anderen Berliner Wasserwerke am Stralauer Tor und am Tegeler See geplant hatte und der seit 1854 Direktor des städtischen Wasserbetriebs war, zunächst als Unternehmer, später im Staatsdienst. Henry Gill starb vier Monate vor Inbetriebnahme des Wasserwerks Friedrichshagen; ein Gedenkstein für ihn steht auf dem Museumsgelände.



Wasserwerk Berlin-Friedrichshagen: Sandfilter

Die meisten verbliebenen Maschinenhäuser, Verwaltungsgebäude und die Langsamsandfilter des alten Wasserwerks sind heute stillgelegt und liegen brach oder dienen anderen Zwecken. Das insgesamt ca. 55 ha große Gelände ist heute zum großen Teil als Flächendenkmal geschützt. Auf Führungen kann man gelegentlich die Pflanzenwelt erklärt bekommen, manchmal ist sogar der Zugang zu den Sandfiltern möglich, die ansonsten bereits mehrfach für Filmaufnahmen genutzt wurden.



Wasserwerk Berlin-Friedrichshagen: Ansichten

Und hier ein paar Eindrücke aus dem modernen Wasserwerk, das nördlich der alten Anlagen dicht am Fürstenwalder Damm liegt. Beginnend 1904 wurde das Wasserwerk auf Grundwasserentnahme umgestellt, die Entnahme von Oberflächenwasser aus dem Müggelsee endete 1991. Seit 1925 wurde das Wasserwerk schrittweise auf Elektrobetrieb umgestellt; die Dampfmaschinen wurden endgültig im Jahr 1979 stillgelegt.



Hinweis: Das Museum und auch die Maschinenhallen sind weiterhin zu besichtigen, allerdings hat inzwischen der Verein Berliner Unterwelten (www.berliner-unterwelten.de) den Betrieb und die Führungen übernommen. Termine und nähere Informationen erfragen Sie bitte dort.